Was bedeutet Biodiversität?
- Biodiversität umfasst die gesamte Vielfalt des Lebens, das auf der Erde existiert.
- Ökosysteme versorgen uns mit Luft zum Atmen, sauberem Wasser, nährstoffreichen Böden und wertvollen Rohstoffen.
- Lebensräume mit hoher Biodiversität sind stabiler und anpassungsfähiger.
- Die biologische Vielfalt schwindet – schuld ist der Mensch.
- Es gibt viele Möglichkeiten, sich für mehr Biodiversität einzusetzen.
Inhaltsverzeichnis
Biodiversität heißt Artenvielfalt – oder doch nicht?
Im Alltag sprechen wir häufig von hoher Biodiversität, wenn wir eigentlich meinen, dass an einem Ort besonders viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten vorkommen. Dabei bedeutet Biodiversität viel mehr als das. Sie umfasst die gesamte Vielfalt des Lebens, das auf der Erde existiert. Dazu gehören nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch Pilze und Bakterien. Dabei zählen auch die Unterarten dieser Lebensformen, also beispielsweise wie viele verschiedene Apfelsorten in einem Lebensraum vorkommen. Und nicht zuletzt beschreibt Biodiversität auch die vorhandene Vielfalt der Ökosysteme. Dazu gehören verschiedene Arten von Wäldern, Wiesen, Mooren, Gewässer, Siedlungen und viele mehr.
Biodiversität beschreibt also:
- die Artenvielfalt
- die genetische Vielfalt
- und die Vielfalt der Lebensräume
Diese Vielfalt ist das Ergebnis von Milliarden Jahren Erdgeschichte und Evolution. Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass bis zu 10 Millionen verschiedene Arten auf der Erde vorkommen, erst zwei Millionen wurden wissenschaftlich erfasst. Besonders hoch ist die Artenvielfalt in Korallenriffen und tropischen Regenwäldern, aber auch in Deutschland leben rund 70’000 verschiedene Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen.
Wie sag ich es richtig?
Man spricht nicht von guter oder schlechter Biodiversität. Die Biodiversität ist hoch, wenn der Lebensraum artenreich ist, oder sie ist niedrig, wenn das Gegenteil der Fall ist.
Warum wir ohne Biodiversität nicht leben können
Wie alle Lebensformen sind auch wir Menschen auf funktionierende Ökosysteme angewiesen. Ihre Kreisläufe sorgen für Luft zum Atmen, sauberes Wasser und einen nährstoffreichen Boden.
Auf der Erde dienen zwar nur wenige Tier- und Pflanzenarten dem Menschen unmittelbar als Nahrungsquelle. Zwölf Pflanzenarten werden für 75 % der Nahrungsmittel verwendet und 90 % der Viehzucht werden von nur 15 Tierarten abgedeckt (Chivian & Bernstein, 2010). Diese wenigen Lebensformen sind jedoch abhängig von Hunderttausenden weiterer Arten. Dazu gehören zum Beispiel bestäubende Insekten, Mikroben im Boden, die Pflanzen vor Krankheiten schützen oder Vögel, die Pflanzenschädlinge fressen. Der Verlust von Biodiversität gilt darum als direkte Bedrohung der Ernährungssicherheit, also der Fähigkeit, alle Menschen auf der Erde ausreichend ernähren zu können.
Ökosysteme sind wie riesige Netze, die reißen, wenn zu viele Maschen fehlen.
Intakte Ökosysteme sind nicht nur eine Quelle für Nahrung, sondern liefern auch wertvolle Rohstoffe. Dazu gehören zum Beispiel Holz, Pflanzenfasern oder mithilfe von Pflanzen, Tieren oder Mikroben gewonnene Arzneimittel. Gerade für die Medizin birgt eine hohe Biodiversität großes Potenzial. Viele Medikamente werden aus Pflanzen gewonnen oder sind ihren natürlichen Vorbildern nachempfunden, zum Beispiel Aspirin (Ursprung: Silberweide) oder Morphium (Ursprung: Schlafmohn). Noch sind aber längst nicht alle Lebensformen auf ihren pharmazeutischen Nutzen hin untersucht worden. Mit jeder ausgestorbenen Art verschwinden darum auch wichtige Erkenntnisse darüber, wie Krankheiten behandelt werden könnten.
Plan B(iodiversität) – wie sich die Natur selbst versichert
Ökosysteme mit hoher Biodiversität sind stabiler und anpassungsfähiger als solche mit wenigen Arten. Jede Lebensform, egal ob Tier, Pflanze, Pilz oder Bakterium, übernimmt diverse Aufgaben, zum Beispiel die Bestäubung von Blüten oder die Zersetzung von Aas. Verschwindet eine Art beispielsweise durch veränderte Umweltbedingungen, gerät ein Ökosystem mit geringer Biodiversität schnell aus dem Gleichgewicht. Durch die Abhängigkeiten der Arten untereinander entsteht eine Kettenreaktion und viele Lebensformen nehmen Schaden.
Die biologische Vielfalt als Ganzes bildet einen Schutzschild für jede Art, aus der sie besteht, auch für uns.
Ein artenreicher Lebensraum hat in so einem Fall viel bessere Chancen, er ist sozusagen versichert. Mehrere Lebensformen teilen sich nämlich die gleichen Aufgaben, wenn zum Beispiel eine Pflanze von verschiedenen Insektenarten bestäubt wird. Das Verschwinden einer Art kann dann viel besser kompensiert werden.
Biodiversitätskrise – das sechste Artensterben
Auch in einem artenreichen Ökosystem sterben immer wieder Arten aus, manchmal auch in sehr hoher Zahl. In der Erdgeschichte gab es fünf solche große Artensterben, das berühmteste von ihnen vor rund 66 Millionen Jahren, als die Dinosaurier (und zusammen mit ihnen 75 % aller Arten) ausstarben. In der Vergangenheit waren dafür häufig Naturereignisse verantwortlich, wie Vulkanausbrüche, Eiszeiten oder Asteroiden-Einschläge, wodurch sich die Lebensbedingungen auf der Erde veränderten.
Seit geraumer Zeit findet auf der Erde wieder ein massiver Biodiversitätsverlust statt. Seit den 1950er-Jahren verschwinden Lebensformen immer schneller und in größerer Anzahl, die genetische Vielfalt und die Vielfalt der Lebensräume nehmen rapide ab. Für dieses sechste Artensterben ist diesmal der Mensch verantwortlich.
Hauptgründe für die Biodiversitätskrise
- Zerstörung von Lebensräumen
- Übernutzung natürlicher Ressourcen
- Klimawandel
- Einsatz umweltschädlicher Pflanzenschutzmittel in der Land- und Forstwirtschaft
- Luft-, Boden- und Gewässerverschmutzung
- Invasive Arten